Unsere Arbeitszweige in Bulgarien
Zentrum Promjana («Veränderung»)
Vor Jahren wurde uns bewusst, wie viele obdachlose Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung leben und oft hilflos ausgeliefert sind.
Sie leben in der eisigen Kälte draussen, übernachten in einer leerstehenden Bauruine und werden zum Teil regelmässig sexuell missbraucht. Da konnten wir nicht länger hinsehen. Als bulgarischer Arbeitszweig der Stiftung Mehrwert suchten wir einen Weg, diesen Leuten zu helfen.
So entstand ein Zentrum, ein Ort, wo gestrandete Menschen zumindest vorübergehend ein neues Zuhause bekommen. Bald reichten die 16 Betten bei einer evangelischen Gemeinde in Gorna Oryachovitsa nicht mehr aus. Heute bekommen bis zu 40 Personen Unterkunft, ein warmes Essen, Dusche und frische Kleider – und dazu Hilfe und Beratung im Umgang mit Behörden und bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Ziel ist ihre Wiedereingliederung oder die Überweisung in eine Pflegeeinrichtung.
Besonders ehemals Gefangene oder Leute, die in einem Heim aufgewachsen sind, haben es schwer, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Ihnen bieten wir Hilfe an. Einige von ihnen überwinden die Hemmschwelle und besuchen einen Gottesdienst. Letztlich kann nur Jesus ihr Leben verändern und sie von ihren Gebundenheiten befreien. In einem Hauskreis ermöglichen wir Obdachlosen, ihre geistlichen Bedürfnisse auf einem für sie verständlichen Niveau zu besprechen.
Aufbau einer nationalen Jungschararbeit
In Bulgarien nennen wir die Jungschar SIP (Smeli Izsledovateli Priateli). Der Begriff steht für «Mutige Entdecker-Freunde».
Die Jungschararbeit in Bulgarien startete im Jahr 2004 mit einem internationalen Leiter-Training. Seit 2007 ist Hans-Georg Gerster für deren Aufbau verantwortlich. Er wird seit ihrer Heirat von seiner Gattin Ursula unterstützt. Ziel ist, junge Menschen zu motivierten und hingegebenen Leitern auszubilden und zu fördern. Sie starten lokale Gruppen und leiten sie eigenständig, um bulgarische Kinder mit dem Evangelium bekannt zu machen. Neben den Kursen werden übers Jahr auch Lager und andere Events angeboten.
Lagerplatz Kavlak
Am Ende eines kleinen Dörfchens im Herzen Bulgariens liegt an idyllischer Lage unser attraktives Lagergelände. Hier finden seit 2008 regelmässig Kurse, Zeltlager und Freizeiten statt.
Für einige Kinder, die schon seit Jahren in die Lager kommen, ist Kavlak mit seiner besonderen Atmosphäre wie ein zweites Zuhause geworden. Viele haben hier ihr Leben auf Jesus ausgerichtet. Anfangs mussten Infrastrukturen wie Toiletten, Duschen und Spielgeräte jedes Jahr improvisiert aufgebaut werden. Freiwillige haben mit Jugendlichen eine permanente Infrastruktur und eine Vielfalt an Spielgeräten aufgebaut. Dazu gehören Rutschbahnen, Schaukeln und ein Turm mit Seilbahn. Zugekauftes Land ermöglicht nun auch allerlei Ball- und Geländespiele. Eine baufällige alte Scheune wurde zum Eventlokal mit spezieller bulgarischer Note umgebaut.
Leiterkurse und Kinderlager
Kinder und Jugendliche aus ganz Bulgarien nehmen auf einem attraktiven Gelände in Kavlak jedes Jahr an Outdoorlagern und Leiterkursen teil. Hier werden motivierte und fachkompetente Leiter herangebildet.
Herkömmliche Lager (oft in Hotels) sind für viele Eltern nicht erschwinglich. Unsere kostengünstigen und erlebnisorienterten Zeltlager ermöglichen auch ihren Kindern eine ermutigende und glaubensstärkende Sommerfreizeit. Leiterkurse werden angeboten, und das Erlernte kann gleich umgesetzt werden. Auch andere Regionen Bulgariens profitieren von unserem Material und Rat.
Viele junge Leute ziehen in eine grössere Stadt um oder studieren im Ausland. So bleibt uns nur wenig Zeit, um sie auszubilden. Einige fangen aber derart Feuer, dass sie im Sommer für einige Wochen zurückkommen und uns in den Camps unterstützen.
Lokale Jungschargruppen
Starthilfe, Begleitung und Mentoring
Kinder und Jugendliche sollen nicht nur im Sommer in den Camps tolle Erlebnisse machen, sondern das ganze Jahr hindurch eine Jungschargruppe in ihrer Nähe besuchen können. Deshalb fördern wir den Start neuer lokaler Gruppen und begleiten ihre Leiter dabei.
Jungschararbeit ist in diesem Land nach wie vor etwas ganz Neues. Deshalb haben die Leiter auch noch kaum Erfahrung, denn die meisten von ihnen sind nicht in einer Jungschar gross geworden. Hinzu kommt, dass das Schulsystem kaum Kreativität und Eigeninitiative fördert. Immer mehr junge Menschen sind sehr motiviert, in einer Jungschar mitzuhelfen.
Wir motivieren und unterstützen junge Leiter zum Starten einer eigenen Jungschar und betreuen bestehende Teams. Auch die Eltern schätzen den positiven Einfluss auf ihre Kinder sehr und bringen sie von weit her in die Jungschar.
Arbeit mit Heimkindern
Kinder und Jugendliche, die im Heim aufwachsen, haben sehr schlechte Startbedingungen ins Leben. Deshalb organisieren wir seit 2010 jedes Jahr ein Lager speziell für solche. Sie kehren nach dem Camp immer viel ruhiger und positiv verändert zurück. Deshalb sendet die Heimleitung sie jedes Jahr gerne wieder.
Das Leben in einem bulgarischen Heim ist sehr rau und oft mit Gewalt verbunden. Das Personal nimmt sich kaum Zeit für die Kinder, und so wachsen sie auf sich selbst gestellt auf. Dementsprechend ist ein Lager mit solchen Kindern oft eine grosse Herausforderung. Sie haben eine sehr schlechte Disziplin, suchen oft auf extreme Art und Weise Aufmerksamkeit und Anerkennung und haben oft Konflikte untereinander. Die meisten unter ihnen haben Eltern oder mindestens einen Elternteil, können aber aus verschiedenen Gründen nicht bei ihnen aufwachsen. Diese Ablehnungserfahrung schafft oft ein grosses Wut- und Gewaltpotenzial. Auch wenn sie eigentlich gar nicht so reagieren wollen, kommt dieses halt bei jedem Konflikt ungebrems raus. Ein Junge, der schon seit mehreren Jahren immer wieder ins Lager kommt, erzählte nach einem Geländespiel stolz: «Heute habe ich zum ersten Mal ehrlich gespielt!»